Warum es sich für Unternehmen lohnt, in Ausbildung zu investieren und mit JOBLINGE zusammenzuarbeiten: Darüber haben wir mit Dr. Nadin Riedl, Leiterin der Berufsausbildung bei den Leipziger Verkehrsbetrieben, gesprochen. Außerdem hat sie uns verraten, worauf sie bei Bewerbungen wert legt und warum Schulnoten dabei keine Rolle spielen. Das Interview entstand anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der JOBLINGE gAG Leipzig.
Warum arbeiten die Leipziger Verkehrsbetriebe mit JOBLINGE zusammen?
Nadin Riedl: JOBLINGE ist ein tolles Programm, das Menschen, die andernorts keine Chance mehr haben, auf dem Weg in ein gutes Arbeitsleben hilft. Mit unserer Partnerschaft versuchen wir, Menschen mit ihren Potenzialen wahrzunehmen und sie entsprechend auf den richtigen Beruf vorzubereiten. Die Leipziger Verkehrsbetriebe sind ein großes Unternehmen mit einer großen Vielfalt an Ausbildungsberufen. Unser Ziel ist es, den spezifischen Bereich zu finden, in dem sich jede und jeder Einzelne bestmöglich entfalten kann.
Warum ist es aus ihrer Sicht wichtig, in die Ausbildung zu investieren?
Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit, was die Arbeit komplexer macht. Umso wichtiger ist es, Menschen früh zentrale Fachkenntnisse zu vermitteln, um sie zu befähigen, ihre Arbeit auszuführen. Ich denke, dass kein Unternehmen um die Investition in Ausbildung herumkommt, weil Berufsausbildungen per se nicht die unternehmensspezifischen Inhalte umfassen. Hinzu kommt das grundsätzliche Thema der Nachwuchssicherung angesichts des demografischen Wandels.
Welche Ressourcen bringen Auszubildende mit und welchen Mehrwert hat ein Unternehmen davon?
Sie bringen neue Sichtweisen und neues Wissen mit, wodurch Prozesse verbessert und aktuelle Trends in das Unternehmen getragen werden können. Gemeinsam mit erfahrenen Mitarbeitenden entsteht so ein großer Mehrwert für das Unternehmen. Ein offener Wissensaustausch zwischen den Generationen ist dabei sehr wichtig, so können alle bestmöglich profitieren. Nur mit wechselseitigem Verstehen und Verständnis ist Fortschritt möglich.
Was schätzen Sie an den Teilnehmenden von JOBLINGE für Praktikum und Ausbildung?
Die Teilnehmenden von JOBLINGE sind in der Regel sehr gut vorbereitet. Sie sind sich häufig im Klaren, was sie erreichen möchten und welche Schritte dafür notwendig sind. JOBLINGE legt hierfür einen wichtigen Grundstein, da aktiv zu Reflexion angeregt wird. Zusätzlich lernen die Teilnehmenden, Probleme zu signalisieren, zu kommunizieren und Hilfe einzufordern. Diese Fähigkeiten sind für uns in der Berufsausbildung sehr wichtig, denn so können wir bei Schwierigkeiten passgenau unterstützen und zum Ausbildungserfolg beizutragen.
Welche Rolle spielt für Sie die formale Bildung von Bewerber*innen?
Wir achten nicht auf Schulnoten oder Zeugnisse. Denn kaum jemand wurde in der Schule fair und seinen Fähigkeiten entsprechend bewertet. Noten bilden einfach nicht das tatsächliche Vermögen einer Person und deren Kompetenzen ab.
Worauf achten Sie bei Bewerber*innen für Ausbildungsplätze?
In erster Linie achten wir auf die Motivation: Was reizt Bewerbende an diesem bestimmten Beruf und warum wollen sie zu den Leipziger Verkehrsbetrieben? Begeistert sie etwa unsere Vielfalt an Tätigkeiten oder möchten sie bei einem Verkehrsunternehmen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten? Wir machen die Motivation auch an der Form und dem Sprachstil der Bewerbung fest. Daran sieht man, wie viel Mühe sich Bewerbende geben und wie hoch das Interesse ist. Es ist zentral, dass man sich für den Job begeistern kann, denn nur wer glücklich in seinem Beruf ist, ist auch gut darin.