Gisela Huber ist Geschäftsführerin der Schalt-Technik Huber GmbH. Regelmäßig stellt sie Münchner JOBLINGE-Teilnehmende als Praktikant*innen und – nach erfolgreichem Praktikum und bei passender Stelle – als Azubis ein. So schließt sie die Fachkräftelücke in ihrem Unternehmen und gibt dabei jungen Menschen eine Chance, sich im ersten Beruf zu beweisen: Win-win.
Frau Huber, was motiviert Sie dazu, junge Frauen und Männer mit schlechten Startchancen als Praktikant*innen oder Auszubildende einzustellen?
Zum einen schauen wir generell bei Bewerberinnen und Bewerbern weniger stark auf Noten und Zeugnisse, eher auf das Drumherum. Bei Praktikant*innen von JOBLINGE erreicht uns nicht nur die blanke Bewerbung, sondern immer gleich auch eine persönliche Einschätzung von Leuten, die wochenlang mit den Teilnehmenden zu tun hatten.
Außerdem hatten wir schon viele positive Erfolgserlebnisse mit JOBLINGE-Teilnehmenden – zum Teil auch mit Menschen, deren Zeugnis oder Lebenslauf auf den ersten Blick nicht zu einer Einladung geführt hätten – die dann aber durch Engagement, Einstellung und praktische Arbeit überzeugt haben.
Genau das ist das Schwierige, wenn wir „nur“ eine Bewerbung bekommen: Wir wissen nicht, wer dahintersteckt, denn wir haben lediglich diese Unterlagen. Organisationen wie JOBLINGE helfen da mit ihrer Vorqualifizierung und Einschätzung sehr.
Würden Sie sagen, dass Sie einen Unterschied oder Mehrwert wahrnehmen, wenn die Belegschaft diverser ist?
Das sehe ich auf jeden Fall so, auch wenn es schwierig ist, das zu belegen. Wir haben zum Beispiel Mitarbeiter unterschiedlichster Herkunftsländer vertreten und das funktioniert sehr gut.
Ich persönlich bin sehr überzeugt von Diversität innerhalb der Belegschaft. Auch, wenn der Start manchmal nicht so einfach ist. Denn jede und jeder bringt andere Werte oder Überzeugungen mit. Aber es gibt auch enorme Vorteile, zum Beispiel sprachliche: Wenn neue Mitarbeitende starten mit wenig Deutschkenntnissen, finden wir immer jemanden, der die entsprechende Sprache auch spricht und dann auf der Muttersprache erklären oder übersetzen kann.
Ehrlich gesagt ist Diversität aber auch kein Nice-to-have mehr – es geht eigentlich gar nicht anders: Bei Firmen, die da engstirnig sind und das nicht wollen, weiß ich nicht, wie sie jetzt ihre Mitarbeitenden rekrutieren. Meiner Meinung nach haben diese bereits ein Personalproblem oder werden früher oder später eines bekommen.
Wir bei JOBLINGE wollen immer auch die Attraktivität der Berufsausbildung hochhalten. Deswegen möchten wir von Ihnen als Geschäftsführerin eines klassischen Ausbildungsbetriebes wissen: Was kann Ausbildung, was ein Studium nicht kann?
Ein großer Vorteil ist der Praxisbezug. Dass man Sachen lernt, die man auch wirklich anwendet. Außerdem kennt man sich nach einer Ausbildung bereits in einem Unternehmen aus – ein riesiger Vorteil! Neben dem fachlichen hat man auch das implizite Wissen: Wer ist zuständig für was; wer tickt wie?
Ich habe auch das Gefühl, dass junge Menschen, die eine Ausbildung absolvieren, schneller reifen in ihrer Persönlichkeit und nach drei Jahren vielleicht schon etwas weiter sind als Studierende. Eben weil sie bereits gearbeitet haben während dieser Zeit. Und last but not least hat man wahnsinnig viele Chancen und Möglichkeiten in vielen Branchen. Auch ich stelle gerne Personen mit Ausbildung in Führungspositionen ein und möchte jede*n motivieren, sich für diesen Weg zu entscheiden.