Seit unserem letzten Newsletter ist politisch viel passiert: Die Bundestagswahl liegt hinter uns, die Sondierungen und Koalitionsverhandlungen sind abgeschlossen – und während Sie diese Zeilen lesen, wurde der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vorgestellt. Die vergangenen politisch prägenden Monate haben wir bei JOBLINGE intensiv genutzt, um uns für eine wirkungsvolle Arbeitsmarktintegration junger Menschen stark zu machen.
Ungelöste Herausforderungen am Arbeitsmarkt
Der deutsche Arbeitsmarkt steht vor wachsenden Herausforderungen mit weitreichenden Folgen für Wirtschaft, Sozialstaat und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Der Fachkräftemangel belastet Unternehmen und wird durch den demografischen Wandel weiter verschärft. Gleichzeitig gibt es in Deutschland eine alarmierend hohe Zahl junger Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung – eine Entwicklung, die sich seit Jahren zuspitzt. Fast drei Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren haben keinen Berufsabschluss (Berufsbildungsbericht 2024). Jedes Jahr münden rund 250.000 Jugendliche in das undurchsichtige Übergangssystem – oft für Jahre (Berufsbildungsbericht 2024). Zudem sind aktuell knapp 630.000 junge Menschen unter 25 Jahren weder in Schule, Ausbildung noch Beschäftigung (Faktencheck NEETs 2024).
Diese Situation ist nicht nur eine soziale Herausforderung, sondern auch eine wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Fehlentwicklung. Um künftige Fachkräfte auszubilden und sowohl das Wirtschaftswachstum als auch die Chancengerechtigkeit in Deutschland zu sichern, sind tiefgreifende Reformen im Bereich der Arbeits- und Sozialpolitik notwendig.
Was es für eine wirkungsvolle Arbeitsmarktintegration junger Menschen braucht
Seit 2008 bringt JOBLINGE mit einer Erfolgsquote von bis zu 80 Prozent junge Menschen in Ausbildung – dank der engen Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Zivilgesellschaft und öffentlicher Hand. Unsere langjährige Erfahrung in der Arbeitsmarktintegration hat gezeigt, welche Hebel für eine nachhaltige Neuausrichtung des Systems Arbeitsmarktpolitik entscheidend sind. Damit junge Menschen nicht in Warteschleifen verharren, sondern echte Chancen erhalten, müssen in der neuen Legislaturperiode die entscheidenden Weichen für eine wirksame Arbeitsmarktintegration gestellt und bewährte Erfolgsfaktoren konsequent umgesetzt werden. Genau dafür haben wir uns stark gemacht – mit klaren Forderungen in drei zentralen Bereichen der Arbeitsförderung. Welche Zukunftsvision wir dabei verfolgen, lesen Sie auch in diesem Leitartikel von Kadim Tas bei re:form.
- Die Qualität von Maßnahmen am Übergang Schule-Beruf verbessern: Ein entscheidender, wissenschaftlich belegter Erfolgsfaktor für den Berufseinstieg junger Menschen ist das 1:1-Mentoring, das individuelle Unterstützung bietet und den Übergang in den Arbeitsmarkt erleichtert. Ergänzend dazu muss das Prinzip „Praxis-First“ flächendeckend in der aktiven Arbeitsmarktpolitik verankert werden, um frühzeitige Einblicke in die Berufswelt zu ermöglichen. Ebenso essenziell ist die gezielte Förderung multiprofessioneller Teams, um schwer erreichbare Jugendliche zu aktivieren und individuell zu begleiten.
- Steuerung und Struktur des Übergangssektors reformieren: Neben qualitativen Maßnahmen braucht es auch strukturelle Reformen. Die öffentliche Ausschreibung und Vergabe von Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration darf sich nicht allein an Wirtschaftlichkeit orientieren, sondern muss anhand ihrer tatsächlichen Wirkung gemessen werden. Eine outcome-basierte Vergabe und Steuerung ist hierfür unerlässlich. Zudem sind bessere Datengrundlagen erforderlich: Aussagekräftige Bildungsverlaufsdaten helfen dabei, junge Menschen gezielt mit passenden Angeboten zu erreichen und das Risiko eines Ausschlusses aus dem System zu minimieren.
- Schnittstellen zu Schule und Ausbildung stärken: Darüber hinaus müssen die Schnittstellen zwischen Schule und Ausbildung gestärkt werden. Sekundarschulen sollten nicht nur den Schulabschluss als Ziel verfolgen, sondern auch den erfolgreichen Übergang in eine Ausbildung oder einen Beruf als integralen Bestandteil ihres Bildungsauftrags verstehen. Dies erfordert eine verstärkte praxisorientierte Berufsorientierung. Gleichzeitig ist eine langfristige Ausbildungsbegleitung notwendig, um Jugendliche nicht nur beim Einstieg, sondern über den gesamten Ausbildungsprozess hinweg zu unterstützen. Wie dies gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft gelingen kann, zeigen unsere deutschlandweiten basecamps.
Jetzt zählt die Umsetzung – Arbeitsmarktintegration wirksam gestalten
Den Wahlkampf haben wir genutzt, um unsere konkreten Lösungsansätze in den politischen Diskurs einzubringen. In zahlreichen Gesprächen mit Politiker*innen aller demokratischen Parteien – beispielsweise mit Marc Biadacz (CDU), Jens Lehmann (CDU), Kathrin Staffler (CSU), Dr. Rolf Mützenich (SPD), Holger Mann (SPD), Felix Banaszak (B90/Grüne) und Jamila Schäfer (B90/Grüne) – haben wir unsere Forderungen für eine wirksamere Arbeitsmarktintegration junger Menschen platziert.
Das Fazit aus diesen Gesprächen ist klar: Über Parteigrenzen hinweg besteht Einigkeit darüber, dass die Arbeitsmarktintegration junger Menschen nicht nur wirksamer gestaltet werden muss, sondern auch ein zentraler Schlüssel für langfristige wirtschaftliche Stabilität und sozialen Zusammenhalt ist. Jetzt zählt die wirkungsvolle Umsetzung!
Besonders begrüßen wir, dass das kürzlich vorgestellte Sondierungspapier von CDU und SPD sowohl die aktive Arbeitsmarktpolitik als auch eine ziel- und wirkungsorientierte Haushaltsführung als zentrale Schwerpunkte der künftigen Regierungsarbeit nennt. Diese Verknüpfung birgt enormes Potenzial: Eine effektivere Arbeitsmarktintegration kann nicht nur mehr junge Menschen gezielt in Ausbildung und Beschäftigung bringen, sondern auch die Sozialhaushalte entlasten, Unternehmen dringend benötigte Fachkräfte sichern und langfristig die öffentlichen Einnahmen durch Steuern und Abgaben steigern.
Unsere Gespräche mit Abgeordneten aller Parteien haben gezeigt, dass ein gemeinsames Verständnis für die Herausforderungen am Arbeitsmarkt vorhanden ist. Doch jetzt kommt es auf mutige Entscheidungen an. Die neue Bundesregierung hat die Chance, nachhaltige Reformen anzustoßen, die über kurzfristige Maßnahmen hinausgehen und eine langfristige Wirkung entfalten.
Wir bei JOBLINGE bringen unsere Expertise weiterhin gezielt in den politischen Diskurs ein – für eine Arbeitsmarktpolitik, die jungen Menschen echte Perspektiven eröffnet und den Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig stärkt.
Lesen Sie hier unsere Positionen in Gänze.