Das Mentoring bei JOBLINGE ist ein gegenseitiger Lernpfad, man bekommt „intensive Einblicke in eine andere Kultur und in die Hintergründe eines persönlichen Lebensweges“, sagt Thomas Priemuth von BMW. Seine Erfahrungen als Mentor bei JOBLINGE in Halle haben seinen Blick geweitet, erzählt er im Interview.
Warum engagieren Sie sich bei JOBLINGE?
Die Rahmenbedingungen für junge Menschen – gesellschaftlich, persönlich oder familiär – sind oft sehr unterschiedlich. Diese Faktoren beeinflussen die individuellen Entwicklungswege sehr stark. Für Jugendliche mit schwieriger Absprungbasis ist es dann zum Teil sehr schwer, auf den üblichen Wegen den Schritt in eine berufliche Ausbildung zu gehen. JOBLINGE versucht genau diesen Jugendlichen mit Fach- und Persönlichkeitstrainings, aber auch mit einem Netzwerk, zu helfen. Mich hat das Konzept überzeugt!
Inwiefern sind Mentor*innen für junge Menschen wichtig?
Ich empfinde das Prinzip der Mentoren als Ergänzung zu den JOBLINGE-Kollegen als sehr hilfreich. Die Mentoren haben in der Regel viel Berufserfahrung und können so in schwierigen Situationen mit Lösungsansätzen oder Beispielen aus ihrem Alltag helfen.
Da ein Mentor immer genau einen Jugendlichen unterstützt, schafft dies zudem eine geschützte 1:1 Atmosphäre, in der man schwierige Themen oft besser besprechen kann als in einer größeren Gruppe.
Was zeichnet Ihren Mentee Ciwan aus, wie hat es bei ihm geklappt mit der Ausbildung?
Trotz vieler widriger Umstände hat Ciwan immer sein Ziel im Auge behalten: eine Ausbildung zu absolvieren und einen Berufseinstieg zu finden. Es ist eine weit höhere Hürde, Aufnahmegespräche und Eignungstest zu bestehen, wenn man Deutsch nicht als Muttersprache gelernt hat. Beeindruckt hat mich, wie schnell er sein Deutsch verbesserte – von Treffen zu Treffen ging es ihm flüssiger von der Hand und er hat hartnäckig an sich gearbeitet und seine Prüfungen und Aufnahmegespräche intensiv vorbereitet.
Was haben Sie selbst von Ihren Mentees gelernt?
Ich habe Lebensrealitäten und Probleme der Mentees erlebt, die ich vorher nicht kannte. Dies hilft mir wiederum, andere Perspektiven und Umstände kennenzulernen. So kann ich Gegebenheiten sowie das Verhalten in diesen Situationen besser zu verstehen. Bei einigen Mentees habe ich zudem durch den persönlichen Kontakt intensive Einblicke in eine andere Kultur und die Hintergründe ihres persönlichen Lebensweges bekommen. Dies sind wertvolle Erfahrungen, die im täglichen Leben die eigene Sicht auf das Umfeld erweitern.
Welche Tipps geben Sie Ihren Mentees am liebsten?
Auch wenn die Rahmenbedingungen gerade sehr schwierig sind, hilft es, sich ein konkretes, aber auch realistisches Ziel zu setzen: zum Beispiel eine Prüfung erfolgreich zu absolvieren, eine Lehrstelle zu bekommen und einen Beruf zu ergreifen. Dies hilft, sich zu fokussieren, vor allem aber sich immer wieder zu motivieren und sich von Rückschlägen nicht kleinkriegen zu lassen.
Zusätzlich versuche ich immer wieder deutlich zu machen, dass alles, was die JOBLINGE-Kollegen und Mentoren tun, immer zum Ziel hat, die Mentees auf ihren Wegen zu unterstützen. Sie brauchen daher keine Hemmungen zu haben, dies intensiv in Anspruch zu nehmen, zu fragen, den Kontakt zu suchen oder Probleme anzusprechen. Dies sind Türen, die man gemeinsam versucht zu öffnen, und es hilft ihnen, hindurchzugehen.
Das Interview mit Thomas Priemuth wurde anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der JOBLINGE gAG Leipzig dieses Jahr geführt.