Jugend im Standby: Mehr als 630.000 NEETs
Viele junge Menschen ohne Ausbildung verharren im Standby-Modus. Sie sind in einer Wartehaltung und finden keine Wege in Ausbildung, Qualifikation oder Arbeit. Doch wie kommen sie aus dieser Lage raus?
Bereits vor der Covid-Pandemie konnten geschätzte 20 Prozent der arbeitslosen Jugendlichen von den zuständigen Stellen nicht mehr aktiviert werden: Bei vielen herrscht Misstrauen gegenüber öffentlichen Institutionen und Hilfsangeboten. In den vergangenen zwei Jahren stieg die Zahl noch weiter an: Schätzungsweise 630.000 Jugendliche unter 25 sind laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung weder in Beschäftigung, Ausbildung oder Schule. Dass diese Gruppe der NEETs (not in employment, education or training) am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt fehlt, bedarf keiner Erläuterung.
Wie erreichen wir die "Unerreichbaren"?
Bei JOBLINGE begleiten wir junge Menschen mit schwierigen Startbedingungen auf ihrem Weg in Ausbildung oder Arbeit. Seit einigen Jahren – verstärkt durch die Corona-Pandemie – stellen wir fest: Viele Jugendliche sind für uns und andere Akteure am Übergang Schule Beruf unerreichbar. Sie ziehen sich zurück, misstrauen öffentlichen Institutionen und nehmen keine Unterstützung wahr.
2022 haben wir uns mit dem Projekt JOBLINGE Hybrid die Frage gestellt, wie wir diese Zielgruppe – die vermeintlich unerreichbaren – in Zukunft für Unterstützungsangebote und Berufsbildung begeistern können. Uns wurde klar, dass vielen Akteur*innen am Übergang Schule Beruf ein umfassendes Verständnis für die Zielgruppe fehlt. Das liegt auch daran, dass diese jungen Menschen bisher kaum erforscht sind und wenig Gehör finden.
Es ist also an der Zeit, dass wir – und andere Akteur*innen am Berufsbildungsmarkt – besser verstehen, wo wir ansetzen können und unsere Arbeit auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen aufbauen.
Zielsetzung der Studie
In der Studie wird tiefenpsychologisches Verständnis für junge Erwachsene ohne Berufsausbildung entwickelt. Dies umfasst die Analyse ihrer Alltagsgestaltung, Sehnsüchte, gesellschaftliche Einbindung und Nutzung von Kommunikationskanälen. Zudem wird der Umgang mit Anforderungen, Motivation und Frustration untersucht, um motivierende Botschaften abzuleiten. Die Studie zielt auf klare Empfehlungen für eine optimale Erreichbarkeit und Ansprache dieser Zielgruppe ab.